KI in der Zutrittskontrolle: Zwischen Potenzial und Praxis

Während Künstliche Intelligenz (KI) in der Sicherheitsbranche immer präsenter wird, steckt sie in der Zutrittskontrolle noch in den Anfängen. Ahmet Sancak, Deputy CTO bei ELOCK2, erklärt im Interview, welche Möglichkeiten KI bietet, welche Herausforderungen zu meistern sind und wie sich sein Unternehmen darauf vorbereitet.

Herr Sancak, im Vergleich zur Videoüberwachung scheint KI in der Zutrittskontrolle noch eine untergeordnete Rolle zu spielen. Woran liegt das?

Ja, diese Einschätzung teilen wir. Es gibt vor allem zwei Gründe: Erstens sind Zutrittskontrollsysteme bereits hochautomatisiert und sehr zuverlässig, wodurch der unmittelbare Bedarf an KI geringer erscheint. In der Videoüberwachung dagegen spielt die Analyse großer Datenmengen eine entscheidende Rolle. Zweitens sind die Anforderungen an Datenschutz und Manipulationssicherheit in der Zutrittskontrolle besonders hoch, da KI hier aktiv in Entscheidungsprozesse eingreifen müsste.

Welche konkreten Einsatzmöglichkeiten sehen Sie für KI in der Zutrittskontrolle?

Es gibt mehrere vielversprechende Anwendungen:

  • Anomalieerkennung & Predictive Security: KI kann ungewöhnliche Zutrittsmuster identifizieren, etwa veränderte Nutzungsgewohnheiten oder häufige Fehlversuche.
  • Personalisierte Zugangssteuerung: Durch die Analyse von Kontextinformationen wie Arbeitszeiten könnte KI Zutrittsentscheidungen intelligent steuern.
  • Integration mit anderen Systemen: KI kann Zutrittskontrolle mit Videoüberwachung oder Gebäudeautomatisierung verknüpfen, um sicherheitskritische Situationen besser zu erfassen.
  • Biometrische Identifikation: KI kann die Erkennungsgenauigkeit von Gesichtserkennungssystemen verbessern und deren Fälschungssicherheit erhöhen.

Diese Anwendungen steigern die Sicherheit, Automatisierung und Benutzerfreundlichkeit.

Arbeitet ELOCK2 bereits an KI-basierten Lösungen?

Ja, wir befassen uns intensiv mit der Integration von KI in unsere Zutrittskontrollsysteme. Ein Schwerpunkt liegt auf der intelligenten Anomalieerkennung, um potenziell missbräuchliches Verhalten frühzeitig zu erkennen. Zudem prüfen wir den Einsatz KI-gestützter Benutzerprofile, die sich flexibel an individuelle Bedarfe anpassen. Datenschutz und IT-Sicherheit stehen dabei an oberster Stelle, weshalb wir regulatorische Rahmenbedingungen genau analysieren.

Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Implementierung von KI?

Die zentralen Herausforderungen sind:

  • Datenschutz & DSGVO: KI-basierte Systeme müssen strengen gesetzlichen Vorgaben entsprechen, insbesondere wenn personenbezogene Daten verarbeitet werden.
  • Manipulationssicherheit: KI-Algorithmen dürfen nicht durch gefälschte Daten beeinflusst werden.
  • Fehlerrate & Verantwortlichkeit: Fehlerhafte Entscheidungen können gravierende Folgen haben, etwa das unbefugte Gewähren oder Verweigern von Zutritt.
  • Akzeptanz: Nutzer müssen Vertrauen in KI-gesteuerte Systeme entwickeln. Transparenz und erklärbare Entscheidungen sind hier essenziell.

    Diese Punkte erfordern eine sorgfältige Abwägung zwischen Innovation und Sicherheit.

Wie wird sich KI in der Zutrittskontrolle zukünftig entwickeln?

Wir erwarten, dass KI eine zunehmend wichtige Rolle spielen wird, insbesondere bei der automatisierten Sicherheitsanalyse und adaptiven Zugangssteuerung. Allerdings wird der Fortschritt schrittweise erfolgen, da Datenschutzanforderungen und Sicherheitsbedenken eine vorsichtige Einführung notwendig machen. ELOCK2 setzt auf Forschung und Pilotprojekte, um innovative, sichere und praxisgerechte Lösungen zu entwickeln. Entscheidend ist, dass KI nicht als Selbstzweck genutzt wird, sondern dort, wo sie einen echten Mehrwert bietet – sei es durch erhöhte Sicherheit, optimierte Prozesse oder eine verbesserte Nutzererfahrung.